Die Vögel im eigenen Garten

Wo sind sie geblieben?

von Maria Esser


Vögel im eigenen Garten Amsel Drossel Fink Star Fallobst NABU Düren
Amsel am Fallobst (Foto: NABU/Frank Derer)

„Alle Vögel sind schon da, … Amsel, Drossel, Fink und Star, und die ganze Vogelschar …“ wir alle kennen dieses alte Volkslied mit dem Text von Hoffmann von Fallersleben (1798 – 1874), und es gab auch Zeiten, da stimmte der Text des Liedes mit der Wirklichkeit überein. Doch heute müssen wir feststellen, dass kaum noch Amseln, Meisen, Finken oder Stare in unseren Gärten zu beobachten sind. Was ist los bei uns? Warum kommen die Vögel nicht mehr? Gibt es sie nicht mehr? Wer oder was ist der Grund für ihr Wegbleiben? Fangen wir mit der Suche bei uns selber an:

Amsel Drossel Fink Star Vögel im eigenen Garten NABU Düren
Hier gibt es nichts für Amsel, Drossel, Fink und Star (Foto: NABU/Dietmar Oelinger)

Wie sieht mein Vorgarten aus - ein modern und gestalterisch arrangierter Schotterboden oder mit Platten versiegelter Hausfrontbereich? Alles schön sauber, ohne ein Blättchen, ohne Gras- oder Unkrauthälmchen, die Folie verschließt ja auch alles gut, so dass kein Wurm, kein Käfer, keine Schnecke das Licht der Welt erblicken kann. Also hat auch kein Rotkehlchen, keine Amsel die Möglichkeit, diese Nahrung und Leckerbissen zu erhaschen. In den schönen, grauen Schottergärten werden hier und da dekorative, meist keine einheimischen Immergrün-Pflanzen gesetzt, die aber kein Anziehungspunkt für unsere Insekten sind, und also auch wieder nichts für unsere Vögel.

Englischer Rasen Amsel Drossel Fink Star Vögel im eigenen Garten NABU Düren
Englischer Rasen (Foto: NABU/Helge May)

Und wie sieht der Garten hinter dem Haus aus? Sicherlich sehr gepflegt und ordentlich, ein satter grüner Rasen fast wie auf dem Golfplatz. Kein Pflänzchen vom Gänseblümchen, vom Löwenzahn, vom Klee oder gar Moos darf sich da sehen lassen. Das muss dann evtl. mit chemischen Mitteln verhindert werden. Also schon wieder nichts für unsere Vögel, da gibt es für den Stieglitz kein Zupfen an den Blüten vom Löwenzahn, da findet die Amsel keinen Wurm und das Rotkehlchen keine Käfer im Rasen. Dann aber lassen die Blumenrabatte und Sträucher am Rand doch offenen Gartenboden erhoffen? – auch nicht! Alles ist sauber und ordentlich, die dicke Schicht Pinienrinde versperrt den kleinen Vogelschnäbeln wieder den Weg zum Erdboden, zu Wurm, Engerling und Co.

Herbstlicher Garten Vögel im eigenen Garten NABU Düren
Herbstlicher Garten (Foto: NABU/Eric Neuling)

Und wo steht noch ein Laubbaum im Garten? Birke, Buche, Linde, Eiche, Ahorn, Walnuß, Kastanie – sie alle bieten unseren Vögeln Rastplatz, Schlafplatz, Nistplatz, Schatten, eine gute Aussicht und die Bühne für ihren schönen Gesang. Doch wenn die Bäume im Garten auch noch fehlen, was sollen die Vögel dann noch hier, es gibt ja nichts mehr für sie zu holen!

Die Bäume haben auch die Angewohnheit, ihre Blätter im Herbst fallen zu lassen. Da hört man dann ein Stöhnen, dieses Blätterkehren muss ein Ende haben, der Baum muss weg… Kehren mit dem Besen ist nicht mehr gefragt, der Sound vom Blätterblasen und Blättersaugen ist in, macht vielleicht auch Spaß. Aber mit dem Aufsaugen verschwinden auch Raupen, Würmer, Käfer, Larven und andere Lebewesen auf Nimmerwiedersehen in den Säcken. Beim Blätterwegblasen ist es kaum besser, der Boden wird mit starker Windkraft frei geblasen von Blättern, Sand und trockener Erde und Moderschicht mit all den Lebewesen, mit Körnern und Samen, was wiederum Futter für die Vögel gewesen wäre!

Futterspender Vögel im eigenen Garten Amsel Drossel Fink Star NABU Düren
Futterspender (Foto: NABU/Julian Heiermann)

Geben wir Amsel, Drossel, Fink und Star die Chance, wieder in unsere Gärten zurück zu kommen. Kehren wir wieder zu mehr Natürlichkeit und „Unordnung“ in den Gärten, in Parkanlagen und auf den Friedhöfen zurück. Haben wir den Mut, verwelkten Blumen, verblühten Sträuchern, gefallenen Blättern den Absterbe- und Verrottungsprozess ein wenig zu verlängern und nicht alles sofort zu entsorgen!

Vögel brauchen Nahrung, im Sommer und im Winter. Inzwischen sind in fast allen Supermärkten Körnermischungen, Sonnenblumenkerne, Fettfutter, Meisenknödel ect. im Angebot. Beim Kauf sollte darauf geachtet werden, dass das Futter sauber und nicht ranzig oder verschimmelt ist. Legen Sie den Vögeln in Ihrem Garten mehrere Futterstellen zur Auswahl an, das verhindert Streit untereinander.

oben links (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: oben): Kohlmeise

oben rechts (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: 2. Foto): Grünfink

unten links (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: 3. Foto): Rotkehlchen

unten rechts (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: unten): Blaumeisen

(Fotos: Achim Schumacher)

In meinem Garten haben sich viele Vogelarten wie Blau- und Kohlmeise, Rotkehlchen, Heckenbraunelle, Amsel, Kleiber, Haussperling, Grünfink, Buchfink, Distelfink, Gartenbaumläufer, Buntspecht und einige mehr, daran gewöhnt, dass sie das ganze Jahr über regelmäßig gefüttert werden. Körnermischung und Sonnenblumenkerne sind heiß begehrt. Gekauftes Fettfutter und Meisenknödel mögen sie nicht. Wer weiß, wie alt und ranzig das Fett darin ist. Daher bereite ich für die „Weichfutterfresser“ wie z.B. Amsel, Rotkehlchen, Heckenbraunelle, Gartenbaumläufer das Futter selber zu. Man nehme: 170 gr flüssiges Pflanzenfett (Biskin o.ä.), (beim Erhitzen nicht zu heiß werden lassen), dann vermischen mit 500 gr zarten Haferflocken, bis alles gut durchgezogen ist.

 

Bieten Sie nun Ihren Vögeln täglich 1 Teelöffel von diesen Haferflocken auf einem flachen Teller an auf der Terrasse, auf dem Balkon oder im Garten. Der Platz sollte vor Regen geschützt sein. Das Futter darf nicht nass oder schimmelig werden. Nun brauchen Sie etwas Geduld. Dieses tolle Angebot muss sich ja erst einmal in der Vogelwelt herumsprechen.

 

Es ist noch nicht alles verloren, es gibt sie noch, unsere Gartenvögel. Aber wir müssen uns für ihren Schutz und ihre Lebensbedingungen einsetzen.

 

Jeder kann mitmachen!