Die Turteltaube hat für uns Menschen schon immer einen großen Symbolwert. Doch leider ist unser Vogel des Jahres 2020 nicht nur Symbolbild der Liebe und des Friedens – vielmehr ist er stark gefährdet.
Die Turteltaube - sie ist ein Symbol für die Liebe, ihre Lebensbedingungen sind aber wenig romantisch. Gemeinsam mit seinem bayerischen Partner LBV (Landesbund für Vogelschutz) hat der NABU die Turteltaube zum Vogel des Jahres 2020 gewählt. Die Aufmerksamkeit muss dringend auf die Turteltaube gelenkt werden, denn sie ist stark gefährdet. Seit 1980 haben wir fast 90 Prozent dieser Art verloren, ganze Landstriche sind turteltaubenfrei. Unsere kleinste Taube findet kaum noch geeignete Lebensräume. Zudem ist sie durch die legale und illegale Jagd im Mittelmeerraum bedroht.
Die Turteltaube steht auf der Roten Liste
Früher hat man das markante Gurren der Turteltaube an jedem Dorfrand oder Flussufer gehört, denn Wildkräutersamen an Feldwegen und Feldfrüchte aus Zwischensaaten boten ausreichend Nahrung. Heute brüten Turteltauben häufig auf ehemaligen Truppenübungsplätzen oder in Weinbauregionen, wo sie noch geeignete Lebensbedingungen vorfinden.
Die Turteltaube ist der erste vom NABU gekürte Vogel, der als global gefährdete Art auf der weltweiten Roten Liste steht. Heute brüten bei uns nur noch 12.500 bis 22.000 Paare. Die meisten der höchstens 5,9 Millionen Paare Europas leben in Spanien, Frankreich, Italien und Rumänien. Turteltauben sind die einzigen Langstreckenzieher unter den Taubenarten Mitteleuropas. Sie verlassen zwischen Ende Juli und Anfang Oktober Europa, um südlich der Sahara zu überwintern.
Intensivierung der Landwirtschaft gefährdet die Turteltaube
Die 25 bis 28 Zentimeter großen Vögel mit ihrem farbenfrohen Gefieder ernähren sich fast ausschließlich vegan. Sie bevorzugen Wildkräuter- und Baumsamen. Dem Jahresvogel schmecken Samen von Klee, Vogelwicke, Erdrauch und Leimkraut. Diese Pflanzen wollen Landwirte nicht auf ihren Feldern haben. Darum hat sich die Taube seit den 60er Jahren angepasst und ihre Nahrung umgestellt. Der Anteil von Sämereien aus landwirtschaftlichen Kulturen macht nun in weiten Teilen ihres Verbreitungsgebiets mehr als die Hälfte der Nahrung aus statt wie früher nur 20 Prozent. Im Gegensatz zu Wildkrautsamen stehen diese aber nur für kurze Zeit bis zur Ernte zur Verfügung und fehlen während der kritischen Phase der Jungenaufzucht. Die Intensivierung der Landwirtschaft verschlechtert die Lebensbedingungen der Turteltauben enorm – ein Schicksal, das sie mit vielen anderen Jahresvögeln teilt. Die Ausweitung von Anbauflächen geht mit einem Verlust von Brachen, Ackersäumen, Feldgehölzen und Kleingewässern einher. Damit verschwinden Nistplätze sowie Nahrungs- und Trinkstellen. Viele Äcker werden außerdem mit Herbiziden von „Unkraut“ befreit. Doch von genau diesen Ackerwildkräutern ernährt sich die Turteltaube. Außerdem ist chemisch behandeltes Saatgut vergiftete Nahrung für die Tauben.
Zusätzliche Bedrohung ist die Vogeljagd im Mittelmeerraum
Wissenschaftler*innen konnten nachweisen, dass die jährlich mehr als 1,4 Millionen in der EU legal geschossenen Turteltauben von der Art nicht mehr verkraftet werden können. Besonders skandalös: In manchen Ländern gilt das Schießen der stark gefährdeten Turteltauben als „Sport“ zum eigenen Vergnügen. Gegen Spanien und Frankreich wurden im Juli bereits Vertrags-verletzungsverfahren der Europäischen Kommission wegen des schlechten
Erhaltungszustands der Art eingeleitet. Gegen vier weitere EU-Länder liegen offizielle Beschwerden vor.
Die Turteltaube im Kreis Düren
Im Kreis Düren ist die Turteltaube in den letzten Jahrzehnten auch zunehmend zurückgegangen. Besonders im Nordkreis ist sie heute nur noch ein gelegentlicher Gast. Im Südkreis sieht es zum Glück etwas besser aus. Gerade in den Bereichen rund um die Muschelkalkkuppen mit ausgedehnten Gebüschsäumen, landwirtschaftlicher Flächen sowie den besonders wertvollen Halbtrockenrasen kann man das typische Gurren der Turteltauben in den Frühlings- und Sommermonaten noch zu Gehör bekommen. Besonders im Raum zwischen Embken, Muldenau und Thuir kann man die schönen Vögel noch sehen. Aber auch hier ist der Bestand rückläufig und so kann man nur hoffen, dass sich diese Vogelart nicht dauerhaft aus dem Kreis Düren verabschieden wird.