In der Muskauer Heide in der Oberlausitz wurden im Jahr 2000 die ersten Wolfswelpen nachgewiesen. Damit war der Wolf rund 150 Jahre nach der Ausrottung zurück in Deutschland. Seitdem hat sich dieser große Beutegreifer, der bei uns hier an der Spitze der Nahrungskette steht, kontinuierlich in Deutschland ausgebreitet. Jetzt ist er also auch mehrfach im Kreis Düren gesichtet worden. Das löst sehr unterschiedliche Gefühle bei den Menschen hier aus, die von Freude über Unsicherheit bis hin zur Ablehnung gehen.
Doch zuerst etwas über den Wolf als wildes Raubtier. Er ist ein sozial in Familienrudeln lebendes Säugetier. In einem Rudel leben die Elterntiere mit den jeweils im April bis Mai geborenen, im Schnitt 4 bis 6 Welpen zusammen mit den vorigen Jungtieren, die im Alter von ca. 20 bis 22 Monaten das Rudel verlassen, um ein eigenes Territorium zu suchen und dort ebenfalls ein Rudel zu gründen. Seine Nahrung besteht zum größten Teil aus Rehen, gefolgt von Rothirsch und Wildschwein. Dazu kommen noch ein paar Kleinsäuger, Aas, Beeren und Früchte. Er ist sehr anpassungsfähig, was die Nahrung betrifft.
Fotos: Achim Schumacher
Als größtem Beutegreifer z.Zt. in Deutschland kommt dem Wolf eine sehr wichtige Rolle in der Natur zu. Er trägt zu einem gesunden Gleichgewicht der Populationen der unterschiedlichen Tierarten bei, erbeutet fast nur alte, kranke oder sonst irgendwie geschwächte Tiere. Das fördert die Stabilität und Robustheit einer Art. Die Reduzierung der Anzahl der Individuen unter den Pflanzenfressern bewirkt z.B. auch weniger Verbiss bei Jungpflanzen im Wald, was wiederum bedeutet, dass z.B. gesunde, gerade gewachsene Bäume groß werden können. Reste von Kadavern bieten Nahrung für allerhand aasfressende Tiere, insbesondere Insekten. Das alles führt zur Entstehung eines gesunden Ökosystems, von dem wir Menschen, wirtschaftlich, profitieren. Diese Art der Selektion kann der Mensch durch die Jagd nicht leisten, wobei uns der Beutegreifer Wolf noch genug gesunde, kräftige Tiere für unseren Nahrungsbedarf und somit für die Jagd übriglässt.
Wölfe sind sehr intelligente, schnell lernende Tiere, etwas das zum Überleben absolut notwendig für sie ist. Bei ihrer Nahrungsbeschaffung, also überwiegend der Jagd, geht es immer darum, diese mit so wenig Einsatz und ohne Verschwendung von Kraft zu bekommen. Ebenso sollten alle jagenden Rudelmitglieder möglichst unverletzt zurückkommen.
Letzteres hat in unseren eng besiedelten Gebieten, die der Wolf hier im Kreis gerade erkundet, durchaus eine Bedeutung. Es gibt hier viele Nutztier- und auch Freizeittierhalter, die jetzt in Sorge um ihre auf Weiden gehaltenen Tiere leben, was man ernst nehmen muss. Es geht dabei um den Tierschutz der Weidetiere, die Produktion von Lebensmitteln für alle und damit auch um den Lebensunterhalt des Nutztierhalters, ebenso wie um die emotionale Bindung an die Tiere, dies insbesondere verstärkt bei den Freizeittierhaltern. Stößt der Wolf auf keine oder nur geringe Hindernisse, um an diese potentielle Beute zu gelangen, gelingt es ihm ohne Aufwand und Verletzung satt zu werden, lernt er sehr schnell, dass sich das lohnt und wird wiederkommen. Weidetiere spielen im durchschnittlichen Nahrungsspektrum der Wölfe allerdings eine kaum wahrnehmbare Rolle.
Herdenschutzhund mit Schafherde (Foto: NABU/Klemens Karkow
Wolfsabweisender Elektrofestzaun mit Pferdezaundrah (Foto: Peter Schütte)
Um ein Nebeneinander von Weidetieren und Wölfen möglichst konfliktarm zu erreichen, müssen wir Menschen es ihm schwer machen, an diese Beute zu gelangen oder ihn jedes Mal bei diesem Versuch eine unangenehme Erfahrung machen lassen. Beides ließe sich z.B. durch einen entsprechend hohen Elektrozaun mit der passenden Spannung erreichen. Herdenschutzhunde zusätzlich oder zumindest alternativ zeigen meist eine gute Wirkung. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, Herden zu schützen, die an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst werden müssen. Dazu ist Beratung und finanzielle Unterstützung sicher notwendig, wollen wir dieses Raubtier, das sich selbst einen Weg zurück gesucht hat und nicht wieder angesiedelt wurde, nicht erneut ausrotten.
Menschen, die mit Unsicherheit auf die Rückkehr der Wölfe reagieren, haben oft Angst, dass sie nicht mehr ohne weiteres alleine oder mit ihrem Hund im Wald spazieren gehen können. Selbst in einem Wald, in dem sich ein Wolfsrudel fest niedergelassen hat, wird man ihn kaum je zu Gesicht bekommen, alleine aufgrund der Größe des Territoriums von ca. 200 km2 für ein Rudel. Sollte es doch zu einer Begegnung kommen, ist es wichtig, dass sich der Mensch ruhig verhält, leicht abwendet und so, ohne den Wolf anzustarren, langsam den Rückzug antritt, sollte sich der Wolf nicht sowieso schon längst weiterbewegt haben, was nach einem kurzen Blick auf den Menschen wohl eher der Fall ist. Unbedingt vermeiden muss man hektische Bewegungen oder gar schnelles Weglaufen, da das ziemlich sicher, abhängig von der Entfernung, den Jagdtrieb auslösen wird. Ein Raubtier kann dann gar nicht anders, als die Verfolgung aufnehmen. Einen mitgeführten Hund muss man unbedingt sicher in Halternähe führen, also sofort zu sich rufen, sollte man wirklich mal einem Wolf begegnen. Ein Freilaufen des Hundes abseits von Wegen und in größerer Entfernung vom Halter ist ja auch ohne die Existenz von Wölfen im Wald nicht sinnvoll.
Der Wolf ist ein wildes Raubtier, kein wild lebender Hund, wie es wohl manchmal einigen, wenigen Menschen erscheinen mag. Er braucht absolut keinerlei Futter vom Menschen und auch keine Annäherung mit Lockmitteln. Hat ein Wolf gelernt, dass der Mensch ihm Nahrung ohne Risiko gibt, was sehr schnell gehen kann, kann das ebenso schnell dazu führen, dass er das vom Menschen einfordert, sollte dieser ihm nicht direkt bei einer Begegnung etwas geben. Das geht dann nicht ohne Verletzungen des Menschen. Außerdem halten sich solche Wölfe aus dem Grunde, Futter vom Menschen zu erwarten, dann gerne in Siedlungen auf. Aus dem wilden Tier ist durch Anfüttern dann ein Problemwolf geworden, der früher oder später entnommen, sprich getötet werden muss.
Wir alle sollten dem Wolf mit Respekt und vielleicht auch etwas Demut begegnen. Mit entsprechenden Maßnahmen und Verhalten ist ein konfliktarmes Nebeneinander durchaus möglich, ganz ohne Konflikte wird es allerdings nicht gehen.
Der NABU NRW zum Wolf: Wölfe in NRW - NABU NRW
Der NABU Bundesverband zum Wolf: Wölfe in Deutschland - NABU