Seit Frühjahr 2020 beschäftigt die Menschen in Deutschland und weltweit neben dem Klimawandel eine weitere Krise. Das Coronavirus hat dazu geführt, dass unser Leben „anders“ geworden ist. Das macht Angst und die Einschnitte in Alltagsleben und Beruf sind erheblich. Dennoch habe ich im Frühjahr 2020 auch positive Eindrücke gewonnen. Z.B. haben die Einschränkungen unserer gewohnten Aktivitäten, die wir während des Lockdowns hinnehmen mussten (und inzwischen erneut hinnehmen müssen), dazu geführt, dass Menschen ihre unmittelbare Umgebung intensiver wahrgenommen haben. Deutlich mehr Menschen als sonst waren im letzten Frühjahr im Wald unterwegs und haben dabei festgestellt, wie erholsam Waldspaziergänge sind und was es im Wald alles zu entdecken gibt.
Vielleicht ist es Ihnen auch so ergangen. Dann haben Sie sicher auch gemerkt, was die Trockenheit mit unseren Wäldern macht. Nachdem bereits die Jahre 2018 und 2019 außergewöhnlich trocken und heiß waren, gab es auch im „Corona-Frühjahr“ 2020 kaum Regen. Dabei ist gerade im Frühling, wenn die Laubbäume ihre Blätter austreiben müssen, der Wasserbedarf sehr hoch. Unsere Wälder mussten und müssen mit großem Trockenstress umgehen, was inzwischen deutlich sichtbar ist. Am deutlichsten fallen die Kahlschlagflächen auf, die besonders im Kalltal für viele ungeahnte Fernblicke sorgen. Auch im Meroder Wald und im Hürtgenwald gibt es gewaltige Flächen, auf denen nur wenige Bäume stehen geblieben sind.
Grund für die umfassenden Einschläge in Fichtenschonungen ist der Befall durch Borkenkäfer. In Mitteleuropa sind es in erster Linie die zur Massenvermehrung neigenden Arten „Buchdrucker“ und „Kupferstecher“, die sich im lebenden Gewebe der Rinde unserer Bäume, vor allem der Fichte, entwickeln. Die einzige Möglichkeit, der Verbreitung der Tiere Einhalt zu gebieten, ist der Entzug des Brutmaterials. Frisch befallene Bäume müssen aus dem Wald entfernt werden. Der übermäßige Borkenkäferbefall ist aber nicht der Hauptgrund für die Schäden in unseren Wäldern. Erst der chronische Wassermangel und die damit verbundene Schwächung der Bäume ermöglichen es den Käfern überhaupt, sich so stark zu vermehren, wie sie es derzeit tun. Die Bäume können keine Schutzschicht aus Harz bilden, was die ideale Voraussetzung für die Borkenkäfer ist. Sie gelangen ungehindert in die namensgebende Borke, wo sie Brutgänge anlegen und so die Wasser- und Nährstoffleitbahnen der Bäume zerstören.
Die Folgen sind sichtbar: Die befallenen Bäume schälen sich und verlieren ihre Rinde. Das kann man vor Allem im Nationalpark Eifel beobachten, wo die sterbenden Bäume nicht entnommen werden. Nicht zu übersehen sind auch weitere auf die anhaltende Trockenheit zurückzuführende Merkmale in unseren Wäldern. So ist zu beobachten, dass sich kahle Baumspitzen zeigen, Blätter oder sogar ganze Zweige grün abgeworfen werden oder sich schon im Spätsommer eine verfrühte herbstliche Laubfärbung und Laubfall zeigen. Die Bäume versuchen durch diese Reaktionen, den Wasserverlust zu begrenzen.
Nicht unterschätzt werden sollte die Gefahr, die größer wird, je länger Hitze und Trockenheit anhalten: Austrocknender Boden verliert seine Benetzbarkeit, was wiederum dazu führt, dass sommerliche Starkregen zu großen Anteilen oberflächlich abfließen. Ein Teufelskreis, der dazu führt, dass die inzwischen vorherrschenden meist kurzen, aber heftigen Regenfälle nicht vom Boden aufgenommen werden können. Der flächendeckende andauernde Landregen, der zur Regeneration der Natur erforderlich wären, bleibt in unserer Region leider seit Jahren aus.
Der Klimawandel zeigt sich auch in unseren Gärten. Dort haben wir es in der Hand, den Pflanzen den Umgang mit Hitze und Trockenheit zu erleichtern, abgestorbene Fichten indem wir den Garten nach dem Vorbild der Natur planen. Pflanzen können beispielsweise Wind ableiten und so das Mikroklima verbessern. Wie beim Saum eines Waldes sollten hohe Bäume, Gehölze und Stauden auch im Garten an der windzugewandten Seite gepflanzt werden. Dabei ist es wichtig, Arten auszuwählen, die auf den jeweiligen Standort abgestimmt sind. Höhere Gehölze für trockene Standorte können Vogelbeeren, Feldahorn oder Eiben sein, Sanddorn oder Schlehen bieten sich für Hecken und Sträucher an. Aber auch heimische Wildrosen und Weiden sind geeignet. In kleineren Gärten kann statt hoher Gehölze einfach eine Hecke aus heimischen Gehölzen setzen. Auf dem Balkon wird derselbe Effekt mit einer Pergola aus Kletterpflanzen wie Jelängerjelieber, Clematis oder anderen Pflanzen erzielt.
Durch die Verdunstung von Wasser tragen Pflanzen produzieren Pflanzen außerdem Kühle und tragen so zu einer niedrigeren Temperatur bei. Gärten, in denen Steine, Beton und Zement vorherrschen, speichern hingegen Wärme und heizen die Umgebung weiter auf. Wer einen Teich oder Graben in seinem Garten anlegt, verbessert das Mikroklima noch weiter. Es reicht, wenn diese nur zeitweise feucht sind, weil die Pflanzen darin und der Boden Wasser verdunsten, welches die Umgebung abkühlt. Auch ein leicht welliges Profil mit Hügeln und Senken schützt den Garten optimal vor Austrocknung und Überschwemmung. Die Hügel leiten das Wasser in die Senken, so dass es sich dort sammeln und langsam versickern kann. Die hügelige Struktur hält Wind ab und verhindert so das Austrocknen der Pflanzen. Für künstliche Senken im Garten gibt es sogar einen Namen: Man spricht vom „Kraterbeet. Trotz allem ist Wasser für den Garten natürlich dennoch lebensnotwendig Gemüsepflanzen z.B. verzeihen Trockenheit nicht. Regenwasser ist ideal zum Bewässern des Gartens oder Balkons. Es ist kalkarm, hat den pH-Wert, den Pflanzen lieben und ist gut temperiert. Außerdem hat Regenwasser gegenüber der Anlage eines Brunnens den Vorteil, dass nicht auf Grundwasser zugegriffen werden muss. Und zu guter Letzt ein Tipp für den Balkon: Ein ausgedienter Regenschirm lässt sich prima zum „Rain-Catcher“ umfunktionieren!
Am 23. September 2023 haben der NABU NRW und der NABU Düren zu einem Waldspaziergang im Lindenberger Wald im Kreis Düren eingeladen, um auf die Auswirkungen aufmerksam zu machen, die Hitze und Trockenheit auf unsere Wälder haben. Im Verlauf dieses Spazierganges mit der NABU-Landesvorsitzenden Dr. Heide Naderer und Umweltminister Oliver Krischer wurde deutlich, wie naturnahe und klimaangepasste Waldentwicklung gelingen kann. Lesen Sie dazu unsere Pressemitteilung.
Hier geht´s zum Grundsatzprogramm Wald des NABU: Wälder der Zukunft