In der kalten Jahreszeit gibt es für Ornithologen auf den Gewässern viel zu sehen. In dieser Zeit ziehen viele Wasservogelarten vom Norden in wärmere Gebiete, um dort den Winter zu verbringen. Wir im Kreis Düren können von diesem Winterzug profitieren. Besonders interessante Wintergäste sind der Pracht-, der Stern- und der Eistaucher. Diese kann man mit etwas Glück auf größeren Seen zu Gesicht bekommen, doch bleiben die Taucher meist sehr scheu und ohne Fernglas wird die Identifizierung sehr schwierig. Dagegen lassen sich die häufigen Gäste unter den Entenvögeln recht gut auf den Gewässern in Düren beobachten.
So ziehen regelmäßig große Mengen von Krick- und Tafelenten in unser Gebiet.
Die Krickente ist die kleinste europäische Entenart und auch eine der schönsten Enten, die wir zu sehen bekommen. Das Männchen ist besonders zum Ende des Winters im Prachtkleid sehr kontrastreich gefärbt. Seine grau marmorierten Körperfedern werden durch einen rostroten Kopf mit einem großen dunkelgrünen Fleck abgesetzt. Der Ruf der Krickente erinnert nicht an eine Ente, sondern er klingt wie das hohe Läuten einer kleinen Glocke. Leider gibt es von ihr so gut wie keinen Brutnachweise bei uns.
Die große Tafelente ist ebenfalls nicht zu verwechseln. Das Federkleid des Männchens ist hellgrau, von dem sich der rost- bis karminrote Kopf abhebt.
Seltenere Entenarten, die wir bei uns im Winter beobachten können, sind die Löffelente, die Knäkente, die Pfeifente oder die Kolbenente. Ab und zu sieht man sie vereinzelt unter anderen Enten auf einem See, doch auch da muss man Glück haben, denn sie sind nicht häufig.
oben links (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: oben): Löffelenten im Flug
oben rechts (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: 2. Foto): Knäkente Männchen
unten links: Pf (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: 3. Foto)eifenten
unten rechts: (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: unten): Kolbenente Weibchen mit Jungem
(Fotos: Achim Schumacher)
Ebenfalls zu den Entenvögeln gehören der Gänsesäger und der Zwergsäger. Diese auf die Unterwasserjagd nach Fischen spezialisierten Wasservögel konnte man in den letzten Jahren an manchen Tagen auf der Rur beobachten, manchmal auch auf den Seen im dürener Kreisgebiet.
links (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: oben): Gänsesäger Weibchen mit Fisch
rechts (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: unten): Zwergsäger Männchen
(Fotos: Achim Schumacher)
Ebenfalls kann man im Winter den elfenhaft wirkenden Silberreiher und - allerdings seltener - den Seidenreiher zu Gesicht bekommen. Der Silberreiher ähnelt in Größe und Gestalt dem Grau- oder Fischreiher. Durch sein reinweißes Federkleid ist er jedoch nicht zu verwechseln. Der etwas kleinere Seidenreiher fischt oft in kleinen Trupps nach Fischen und anderen Wassertieren.
links (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: oben): Silberreiher mit Fisch
rechts (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: unten): Seidenreiher
(Fotos: Achim Schumacher)
Doch nicht nur Wasservögel ziehen in den Wintermonaten in wärmere Gebiete. An dieser Stelle muss man den Seidenschwanz nennen, einen starengroßen Vogel, der sich bei uns meist über die Beeren von Liguster, Feuerdorn oder Stechpalme hermacht.
Aber auch andere Vogelarten kann man im Winter am Futterhaus beobachten, die zwar auch sonst bei uns vorkommen, jedoch viel versteckter leben. In der kalten Jahreszeit, in der das Futter knapp ist, drängen sie zunehmend an die Futterstellen in den Städten und Dörfern. Beispiele dafür sind der Kernbeißer, der Bergfink, der Stieglitz, die Rotdrossel, der Eichelhäher oder der Zeisig. Gerade an den schneereichen, besonders kalten Tagen drängen sich oft mehrere dutzend Vögel an so mancher Futterstelle.
oben links (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: oben): Kernbeißer (Foto: Achim Schumacher)
oben rechts (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: 2. Foto): Bergfink (Foto: Achim Schumacher)
Mitte links (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: 3. Foto): Stieglitz (Foto: Achim Schumacher)
Mitte rechts (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: 4. Foto): Rotdrossel (Foto: Achim Schumacher)
unten links (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: 5. Foto): Eichelhäher (Foto: Achim Schumacher)
unten links (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: unten): Zeisig (Foto: NABU/Rolf Jürgens)
Besonders interessant sind bei uns im Kreisgebiet Düren die Winterschlafgemeinschaften der Waldohreule. Die sonst einzelgängerisch lebenden Eulen rotten sich im Winter zu großen Schlafgemeinschaften von bis zu 80 (!) Tieren zusammen. Meist sitzen sie dabei dicht gedrängt in einem großen Nadelbaum wie einer Fichte oder einer Kiefer und warten bis zur Dämmerung. Dann fliegen alle fast zur gleichen Zeit aus, um auf Mäusejagd zu Waldohreulegehen. Wahrscheinlich nutzen die Waldohreulen die Nähe des Menschen aus, da in den Städten das Mäusevorkommen relativ hoch ist.
Man sieht also, dass auch der Winter für die Ornithologie einiges zu bieten hat, und dass Beobachtungen möglich werden, die sonst im Frühling und Sommer nicht mehr zu machen sind.