Die Gottesanbeterin

Wenn der Ehemann zum Frühstück verspeist wird ...


Gottesanbeterin NABU Düren
Gottesanbeterin Weibchen (Foto: Achim Schumacher)

Die Gottesanbeterin hat einen schlechten Ruf. Ihr frommer Name wird durch die Tatsache geschmälert, dass das Weibchen nach oder während der Paarung mit dem Verspeisen des Männchens beschäftigt sein kann. Dabei ist dies nicht immer der Fall, da meist das Männchen rechtzeitig fliehen kann.

Gottesanbeterin NABU Düren
Gottesanbeterin Weibchen Portrait (Foto: Achim Schumacher)

Ausbreitung durch den Klimawandel

In den letzten Jahren gehen die Fundmeldungen von Gottesanbeterinnen, vom wissenschaftlichen Namen Mantis religiosa, quasi durch die Decke. Als sehr wärmeliebende Art war ihre Verbreitung in Deutschland lange auf die wärmeexponierten Gebiete am Kaiserstuhl oder bei Berlin beschränkt. Durch die Klimaerwärmung der letzten Jahrzehnte mit immer heißeren Sommern und milderen Wintern fühlt sich die einzige heimische Fangschrecke auch an immer mehr Plätzen wohl. Über die warme Rheinschiene begann ihre Ausbreitung Richtung Norden. Seit 2023 wissen wir auch, dass sie im Kreis Düren schon heimisch ist. Erste Fundmeldungen aus Nörvenich und Welldorf wurden in diesem Jahr durch solche aus Niederzier ergänzt. Daher kann man davon ausgehen, dass sie bald in fast jedem geeigneten Lebensraum zu finden ist.

Beschreibung und Lebensweise 

Die zur Ordnung der Fangschrecken zählende Gottesanbeterin kann bis zu 80mm lang werden. Dabei sind die Weibchen meist etwas größer als die Männchen und fallen auch durch ihre etwas voluminöseren Körper auf. Zusätzlich haben die Weibchen deutlich kürzere „Antennen“, also Fühler, die beim Männchen fast drei Mal so lang sind. Auffällig sind ihre überproportional großen Augen auf dem kleinen, dreieckigen Kopf, der ihnen ein „alienartiges“ Aussehen verleiht. Gut möglich, dass manch ein Science-Fiction-Autor sich beim Aussehen der Gottesanbeterin für die eigenen Werke bedient hat. Bei der Färbung können sowohl braune als auch grüne Exemplare beobachtet werden, aber auch alle anderen Abstufungen über dunkelbraun, gelb oder sogar orange können zu finden sein.

Gottesanbeterin Weibchen, verschiedene Farbvarianten, Paarung (Fotos: Achim Schumacher)

Gottesanbeterin NABU Düren
Gottesanbeterin Weibchen frisst eine Hummel (Foto: Achim Schumacher)

Beide Geschlechter verfügen nach der letzten Reifehäutung über Flügel, die auch zum Fliegen genutzt werden können, doch sind die Weibchen eher „flugfaul“, während die Männchen häufiger fliegend anzutreffen sind. Weiterhin können die Flügel als Abwehrreaktion abgespreizt werden, um einen Fressfeind abzuschrecken. Die beiden Vorderbeine sind bei der Gottesanbeterin zu dornenbesetzten Fangbeinen umgewandelt, um die Beute aus der Deckung heraus zu fangen. Dazu sitzt die perfekt getarnte Gottesanbeterin oft bewegungslos in den Pflanzen oder Blüten, um dann blitzschnell nach der Beute zu schnappen. Ihr Lebensraum ist dabei meist von trockenen Bereichen wie Wiesen, Trockenrasen oder Steinbrüchen geprägt.

 

Was steht auf dem Speiseplan?

Die tagaktive Gottesanbeterin lauert in den Gräsern oder anderen Pflanzen auf jegliche Beute, die sie von der Größe her überwältigen kann. Ihre Hauptnahrung bilden Insekten wie Heuschrecken, Schaben, Grillen, Bienen, Fliegen oder auch Spinnen. Es gibt aber auch schon Beobachtungen, bei denen sie Eidechsen erbeutet hat. Sie machen zuvor meist wackelnde bzw. ruckelnde Bewegungen, um sich der Beute zu nähern. Sind sie nahe genug, wird in Sekundenbruchteilen mit den Fangarmen zugepackt und die Beute bei lebendigem Leib verspeist.

Gottesanbeterin NABU Düren
Gottesanbeterin Paarung (Foto: Achim Schumacher)

Fortpflanzung

 Da die Gottesanbeterin nur wenige Monate alt wird und in der kalten Jahreszeit abstirbt, muss sie zuvor für den Nachwuchs für das nächste Jahr sorgen. Dazu legt das Weibchen nach erfolgreicher Paarung ein Eipaket, eine sogenannte Oothek, an geeignete klimabegünstigte Stellen ab, die bis zu 200 Eier enthält. Bei der Paarung müssen die Männchen darauf achten, nicht selber verspeist zu werden. Man geht davon aus, dass ca. 30 % der Männchen zur Beute für die Weibchen werden. Manchmal ist es so, dass die Paarung noch weiter verläuft, obwohl das Männchen vom Kopf her schon halb gefressen ist. Heute geht man davon aus, dass es für die Art durchaus Sinn macht, wenn das Männchen zum Opfer für das Weibchen wird. Durch die viele zusätzliche Energie hat das Weibchen bessere Chancen, mehr Eier zu produzieren und somit auch für mehr Nachwuchs zu sorgen. Wenn die Weibchen dann im Herbst verenden, bleiben die Embryonen in der eiweißummantelten Schutzhülle gut geschützt und schlüpfen im nächsten Mai mit einer Länge von 6mm und durchlaufen zahlreiche Larvenstadien, bis sie geschlechtsreif sind. Sie häuten sich mindestens fünf Mal, größere Weibchen sogar noch öfter, bevor ab August die ersten erwachsenen Tiere auftreten.

Gottesanbeterin Oothek (Eipaket), Gottesanbeterin Paar, Weibchen frisst Männchen nach der Paarung (Fotos: Achim Schumacher)


Gefundene Gottesanbeterinnen melden?!

Bitte geben Sie uns eine kurze Meldung, wenn Sie in der Natur oder in Ihrem Garten eine Gottesanbeterin finden. Uns hilf es ungemein dabei, die Ausbreitung im Kreis Düren zu verfolgen. Wir freuen uns über jede Meldung. 

Noch ein kleiner Hinweis zum Schluss: Bitte gehen Sie nicht gegen die Tiere vor. Sie sind völlig ungefährlich, keine Schädlinge und einfach faszinierende Lebewesen. Erfreuen Sie sich an deren Verhaltensweisen und machen Sie spannende Beobachtung mit unserem heimischen „Alien“.