Im feuchten, aber nicht sehr kalten Winter 2021/2022 gab es immer wieder Meldungen über Haareis in den Waldgebieten des Kreises. Meist waren es Anfragen, was das weiße Gebilde im Wald überhaupt ist. Haareis oder auch Eiswolle besteht aus feinen Eisnadeln, die sich bei geeigneten Bedingungen auf morschem und feuchtem Totholz bilden können. Haareis entsteht bei geeigneten Temperaturen aus dem Wasser im Totholz innerhalb weniger Stunden und verfällt auch wieder genauso schnell, manchmal in Minuten.
Im Winter wurden im Nordkreis wieder große Trupps nordischer Wildgänse (vor allem Blässgänse und Saatgänse) beobachtet, die im Bereich des Kreises Heinsberg und Düren ihre Winterrastplätze aufsuchen und von den Schlafplätzen im Kreis Heinsberg meist zu den Futterplätzen auf den Äckern im Dürener Nordkreis (Jülich, Aldenhoven, Titz) flogen. Mitunter stehen dann einige Hundert bis Tausend Gänse auf einer Wiese oder einem Acker. Ein unglaubliches Naturschauspiel.
Auch eine Meldung wert, wenn auch nicht im Kreis Düren, war die wochenlange Sichtung einer Sperbereule im Bereich von St. Peter-Ording. Auch einige Dürener Eulenbegeisterte, inkl. mir, wollten sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen und haben sich auf den Weg dorthin gemacht. In manchen Wintern ziehen die nordischen Eulen Richtung Mitteleuropa und halten sich dann einige Wochen oder Monate in diesen Gebieten auf. Ein wunderschöner Vogel, der so gut wie keine Scheu vor dem Menschen zeigt.
Ein erfreuliches Zeichen ist die immer häufigere Meldung von Schwarzspechten im Kreisgebiet. Diese größte, sehr scheue und heimliche Spechtart verrät sich meist mit seinem charakteristischen Gesang. Wir konnten sie in den letzten Jahren in einigen Bereichen im Kreis Düren nachweisen und freuen uns über diese Entwicklung. Der Schwarzspecht benötigt alte und urtümliche Waldgebiete mit alten Buchen für die Nisthöhle. Dort baut er seine großen Nisthöhlen in großer Höhe und zieht dort seine Jungvögel auf.
Genau wie beim Schwarzspecht konnten wir eine Zunahme des Kolkraben feststellen. Inzwischen kennen wir schon mindestens 5 Bereiche, an denen man sie regelmäßig beobachten oder hören kann.
Immer wieder etwas Besonderes ist die Sichtung einer Schlingnatter. Auf Trockenrasen oder felsigen Bereichen kann man die gut getarnte Schlingnatter noch beobachten. Sie vertraut oft so auf ihre Tarnung, dass vielleicht schon einige Wanderer an ihr vorbeigegangen sind, ohne es zu merken. Diese völlig harmlose und ungiftige Schlangenart wird manch-mal mit der Kreuzotter verwechselt und sogar totgeschlagen. Ein solches Verhalten hinterlässt bei uns nur ein Kopfschütteln. Ihre Hauptnahrung besteht aus Eidechsen, die sie durch Umschlingen tötet. Wir freuen uns immer, wenn wir eine Schlingnatter im Kreis beobachten können.
Zwergtaucher (Foto: Achim Schumacher)
Grauschnäpper mit erbeutetem Tagfalter (Foto: Achim Schumacher)
Auf den Schönungsteichen an der NABU-Hütte haben wir uns in diesem Jahr über ein sehr erfolgreiches Brutgeschäft bei den Zwergtauchern gefreut. Allein bei unseren Beobachtungen konnten wir 7 erfolgreiche Bruten feststellen. Auch ein Grauschnäpper hat in seinem Nest 5 Jungvögel direkt an der Wand unserer Kinderhütte in einer alten Efeuwurzel erfolgreich großgezogen. Die Altvögel fütterten die Jungvögel meist mit Tagfaltern vom nahegelegenen Schmetterlingsflieder. Leider gab es keine erfolgreiche Brut bei den Höckerschwänen und den Reiherenten.
Im Herbst wurden an der Rur zwischen Jülich und Linnich wieder mehrfach Fischadler bei der Jagd nach Fischen beobachtet. In den letzten Jahren hat sich dieser Bereich als erfolgreicher Zwischenrastplatz auf ihrem Zug etabliert. Es ist schön zu sehen, dass die Rur wieder mit einen guten Fischbesatz zur Stärkung der Fischadler auf dem langen Zugweg genutzt wird. Dieses Jahr waren es wieder mindestens drei verschiedene Fischadler, die sich mehrere Wochen dort aufgehalten haben. Es ist noch eine vage Hoffnung, dass der Bereich für eine zukünftige Brut denkbar wäre. Die Fischadler wurden teilweise über das ganze Jahr in diesem Bereich beobachtet.
Im letzten Jahr erreichten uns wieder mehrere Meldungen aus ganz Deutschland, die weiße oder sehr helle Farbmorphen des Mäusebussards schilderten. In diesem Jahr war es wieder soweit und im Kreis Düren konnten wir im Herbst einen wirklich reinweißen Mäusebussard bei Jülich beobachten. Es sind mindestens 20 Nachrichten bei uns eingegangen, die dieses beindruckende Tier melden wollten. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Leuzisten (fehlen von dem schwarzem Farbstoff Melanin), da er im Krallen- und Schnabelbereich kaum oder keine Schwarzfärbung aufwies. Leider war er sehr scheu und hielt große Distanzen ein. Wir konnten ihn über drei Wochen lang beobachten.
Immer etwas Besonderes stellen Sichtungen der Sumpfohreule dar, die in den Blühstreifen des Vorjahrs oder Ernteverzichtbereichen in der Zülpicher Börde nach Mäusen jagt. Es gibt auch einen wichtigen Überwinterungsplatz im Kreis Düren. Diese tag- und dämmerungsaktiven Eulen jagen meist sehr flach über dem Boden und sind oft wenig scheu. Sie jagen ruhig und im eleganten Flug, bis sie eine Maus erspähen, um dann sturzflugartig die Maus zu erbeuten.