Erinnern Sie sich noch an bunt blühende Wiesen und Wegraine? Haben Sie den Eindruck, dass das Vogelkonzert früher intensiver und vielstimmiger war? Vermissen Sie die Vielfalt der Schmetterlinge in Ihrem Garten? Beantwortet man sich diese Fragen ehrlich, kommt man nicht umhin, festzustellen, dass die biologische Vielfalt auch im Kreis Düren mehr und mehr verloren geht. Doch wie kam es überhaupt so weit?
Als die Menschen begannen sesshaft zu werden, fingen sie an Bäume zu fällen und ihre Tiere auf die entstandenen Grünflächen zu treiben. Auch Wälder wurden genutzt, um die Tiere zu ernähren. Anstelle diese mit viel Aufwand zu roden und Grünland anzulegen, wurde das Vieh in den Wald getrieben und fraß dort Eicheln, Bucheckern und junge Blätter und Zweige der Bäume. Es entstanden sogenannte Hutewälder, in denen die Bäume imposante Kronen ausbildeten, weil die Tiere die Flächen um die Bäume herum freihielten. Auch Äcker wurden bereits damals angelegt und bewirtschaftet.
Die Nutzung durch den Menschen und Flora und Fauna passten sich im Laufe der Jahrhunderte aneinander an und konnten sogar voneinander profitieren, was am Beispiel von Wiesen und Weiden klar wird: Dort gab es Bereiche, die eher feucht oder sogar nass und solche, die trocken waren. Die Pflanzenvielfalt sorgte für eine uneinheitliche Wuchshöhe von Gräsern und Kräutern. Das weidende Vieh hinterließ offene Trittstellen. So entstanden verschiedene Lebensräume, die den unterschiedlichen Bedürfnissen von Pflanzen, Insekten und Vögeln gerecht wurden.
Spätestens seit den 1950er Jahren begann das System zu kippen. Die Menschen in Europa sollten nach dem Krieg mit ausreichend Nahrungs-mitteln zu angemessenen Preisen versorgt werden. Um mehr Ackerfläche zu erhalten, wurden Moore und Sümpfe trockengelegt. Die Flurbereinigung sorgte einerseits für das Verschwinden von Landschaftselementen wie Knicks, Hecken oder Kleingewässern und erschloss andererseits die Möglichkeit zum Einsatz großer Maschinen. Förderprogramme sorgten dafür, dass die Anlage von Monokulturen (z.B. Maisfelder) attraktiv wurde. Durch intensive Düngung verschwand artenreiches Grünland zu Gunsten fetter Wiesen mit nur wenigen Arten. Pestizide, Fungizide und Herbizide machen dem letzten Ackerwildkraut den Garaus. Für die biologische Vielfalt wird es „eng“. Wiesen und Wegraine sind monoton, das morgendliche Vogelkonzert leiser und viele Schmetterlingsarten sind selten geworden.
Wir müssen uns fragen, ob wir die Richtung, in die die Veränderungen in der Landwirtschaft gehen, für die richtige halten. Erwarten wir von Bäuerinnen und Bauern ausschließlich die Erzeugung von Nahrungsmitteln oder möchten wir, dass Artenvielfalt in der Landwirtschaft einen höheren Stellenwert bekommt? Sollen ökologische Anstrengungen von Landwirten stärkere Berücksichtigung bei der Agrarförderung finden? Sind wir bereit, mit unserem eigenen Konsumverhalten zu einer Veränderung bei der Entwicklung der Landwirtschaft beizutragen? Fragen, über die es sich nachzudenken lohnt!
Mehr zum Thema unter www.nrw.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/landwirtschaft