Der Rückgang der Biodiversität
Die biologische Vielfalt in unserer Agrarlandschaft ist massiv bedroht. Der Bestand vieler Arten ist in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. So weist z. B. der Kiebitz, ein 1990 noch häufiger Vogel der Agrarlandschaft, einen Bestandsrückgang bis zum Jahr 2015 um 78 % auf. Auch das Rebhuhn wird mit einem Rückgang von 84 % als stark gefährdete Art auf der Roten Liste Deutschlands geführt. Bei Feldlerche, Goldammer, Ortolan, Uferschnepfe und vielen anderen Feldvögeln sieht es ähnlich dramatisch aus. Auch ihre Bestände gehen stark zurück.
Bei den Insekten sind dramatische Rückgänge zu beobachten. Jahrzehntelange Untersuchungen des Entomologischen Vereins Krefeld belegen massive Biomasseverluste von ca. 75 % bei flugfähigen Insekten in Schutzgebieten. Weitere Studien zum Rückgang von Wildbienen, Schwebfliegen, Schmetterlingen und Laufkäfern stützen diese Ergebnisse.
Auch um die Ackerwildkräuter ist es schlecht bestellt. Ihr Deckungsgrad ging zwischen 1960 und 2009 auf ein Zehntel zurück, von 30 % auf 3 %. Über ein Drittel der Arten ist gefährdet. Früher häufige Arten wie Acker-Rittersporn (Consolida regalis) oder der Lämmersalat (Arnoseris minima) sind nur noch sehr selten zu finden.
Das Vorkommen der Ackerwildkräuter steht in einem sehr engen Zusammenhang mit dem Vorkommen vieler Insekten- und Feldvogelarten. Insekten nutzen die Ackerwildkräuter beispielsweise als Nektar- und Pollenquelle, Feldvögel fressen ihre Samen und profitieren gleichzeitig von einem reicheren Insektenangebot.
Ursachen für den Rückgang
Die Intensivierung der Landwirtschaft wird neben der Zerschneidung und zunehmenden Versiegelung der Landschaft als eine der Hauptursachen für den massiven Rückgang der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft angesehen. Die Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft hat stark abgenommen: Wichtige Lebensräume wie Ackerrandstreifen und Hecken verschwinden, kleinere Schläge werden zu größeren zusammengelegt, die Kulturartenvielfalt ist in vielen Regionen gering: Getreide, Mais und Raps prägen die Landschaft. Hinzu kommt der Verlust von artenreichem, extensiv genutztem Grünland. Auch der intensive Einsatz von Pestiziden hat viele negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Pestizide wirken direkt auf dem Acker, gelangen aber auch in benachbarte Biotope sowie in die Nahrungskette und das Grundwasser. Eine intensive Düngung führt zum Verlust vieler Arten, die auf nährstoffarme Böden angewiesen sind. Zusätzlich belastet sie das Grundwasser: Aktuell weisen rund 28 % der Grundwasser-Messstellen eine Nitratbelastung über dem zulässigen Grenzwert von 50 mg/l auf.
Das Bewusstsein in der Gesellschaft ist da
Die landwirtschaftliche Realität steht den Interessen eines großen Teils der Gesellschaft entgegen. Die vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und Bundesamt für Naturschutz durchgeführte Studie „Naturbewusstsein 2015“ belegt, dass sich nahezu alle Menschen in Deutschland eine naturverträgliche Landwirtschaft wünschen. Die große Mehrheit der Gesellschaft befürwortet demnach Landnutzungsformen, die die Vielfalt der Pflanzen und Tiere sowie ihrer Lebensräume dauerhaft sichern und die Eigenart und Schönheit von Landschaft und Natur erhalten. In der repräsentativen Befragung stimmen 92 % der Befragten der Forderung zu, dass die Landwirtschaft die Auswirkungen ihres Handelns auf die Natur zu berücksichtigen hat. Fast alle Befragten sehen die chemische Schädlings- und Unkrautbekämpfung als naturschädigend an. Aber auch der Einsatz von genetisch veränderten Organismen und Kunstdünger sowie intensive Monokulturen werden von den meisten Menschen kritisch gesehen. Um den Naturschutz in der Landwirtschaft zu verbessern, befürworten 83 % der Befragten strengere Regeln und Gesetze; 74 % sprechen sich für eine stärkere finanzielle Förderung von Naturschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft aus. Diese hohen Werte ergeben sich trotz des ausdrücklichen Hinweises auf damit einhergehende finanzielle Belastungen, wie zum Beispiel höhere Steuern oder höhere Lebensmittelpreise. Insgesamt belegt die Studie einen starken gesellschaftlichen Wunsch nach einer naturverträglicheren Landwirtschaft. Dieser Wunsch wird nicht nur von klassischen naturschutznahen Milieus, sondern von der breiten Mehrheit der Bevölkerung getragen.
Fairpachten - ein Beratungsangebot des NABU für mehr Natur in der Landwirtschaft
Die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe und viele andere Naturschutzorganisation, die Flächeneigentum besitzen, haben bereits seit vielen Jahren Erfahrungen mit der naturschutzfachlichen Verpachtung von Landwirtschaftsflächen. Der NABU bietet ein kostenloses Beratungs- und Informationsangebot an. Alle, die landwirtschaftliche Flächen besitzen und diese verpachten - egal ob Kirchen, Kommunen oder private Grundeigentümerinnen und -eigentümer -, können sich informieren: Welche Naturschutzmaßnahmen sind für Acker und Grünland sinnvoll und wie können diese in einem Pachtvertrag vereinbart werden? Das Beratungsteam von Fairpachten hilft dabei die passenden Naturschutzmaßnahmen für Acker- und Grünland zu identifizieren und liefert Beispielformulierungen für den Pachtvertrag.
Wir erläutern Ihnen erprobte Naturschutzmaßnahmen, die wir im Rahmen unserer Beratung empfehlen. Welche Vorteile bietet die mehrgliedrige Fruchtfolge? Wie wird eine naturschonende Wiesenmahd durchgeführt? Was macht einen Lichtacker aus? Je nach Standort kommen unterschiedliche Naturschutzmaßnahmen in Frage. Dabei gehen wir insbesondere darauf ein, wem die Maßnahmen nützen: Feldvögel, Feldhasen, Insekten oder Ackerwildkräuter profitieren von bestimmten Maßnahmen besonders. Dies gilt auch für den Schutz von Böden und Gewässern. Alle Naturschutzmaßnahmen von Fairpachten fördern die Artenvielfalt in der Kulturlandschaft.
Detaillierte Informationen zu Beratungsangebot des NABU erhalten Sie unter Fairpachten: Das kostenlose Beratungsangebot für alle, die landwirtschaftliche Flächen verpachten – zu Naturschutzmaßnahmen und Pachtvertrag. Dort werden Ihnen das Beratungsangebot und mögliche Naturschutzmaßnahmen vorgestellt, Sie erhalten rechtliche Informationen und lernen das Team von Fairpachten kennen. Außerdem lesen Sie Erfahrungsberichte von Menschen, die von dem Beratungsangebot Gebrauch gemacht haben und erfahren, warum ihnen Artenschutz auf eigenen Flächen wichtig ist.
Wir vom NABU Düren unterstützen dieses Projekt. Bei Interesse können Sie sich jederzeit gerne unter vorstand@nabu-dueren.de an uns wenden. Oder Sie kontaktieren direkt das Team von Fairpachten.