Klimawandel und Insektensterben

Wie steht es in diesem Zusammenhang um die Fledermäuse?

Ein Bericht des Arbeitskreises Fledermausschutz

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Großes Mausohr - Wochenstube (Foto: NABU/Eckhard Grimmberger)

Fledermäuse entziehen sich der für die Antwort nötigen „Volkszählung“ in der Regel durch ihre versteckte Lebensweise. Nur bei Kastenrevieren und Wochenstuben z.B. des Großen Mausohrs sind handfeste Daten durch Zählungen möglich. Von den 23 landesweit bekannten Wochenstuben des Großen Mausohrs in NRW liegen zwei, darunter die größte NRWs, im Kreis Düren.

Seit mehr als einem Jahrzehnt betreut der Arbeitskreis diese bedeutenden Quartiere. Der stabile Bestand hat sich bei der kleineren Wochenstube seit Anfang der 2010er Jahre leider schrittweise von 200 auf 20 Weibchen im Jahr 2019 reduziert und steht damit kurz vor dem Erlöschen.

Eine Ursache dafür könnte die Umstellung der Straßenbeleuchtung im gesamten Umfeld des Wochenstubenquartiers auf grellweiße LED-Lampen sein. Bei den lichtempfindlichen Mausohren kann dies zur dauerhaften Vergrämung führen.

 

Als zweite Ursache kommt die kontinuierliche Vernichtung des Altwaldbestandes im Hambacher Forst in Frage. Durch Besenderung von Tieren zeigte der RWE-Gutachter im Jahr 2005, dass Tiere dieser Wochenstube im Hambacher Forst bisher auf Nahrungssuche gingen.

 

Nicht auszuschließen ist als dritte Ursache, dass der allgemeine Insektenschwund und das veränderte Klima dazu beitragen, dass vermehrt Jung- und Alttiere aufgrund von Nahrungsmangel und Hitze sterben.

 

Als vierte Ursache kam 2019 zusätzlich ein Marder auf dem Quartierdachboden in Frage. Es gab zwar keine Fledermaus-fraßreste des Marders, aber seine bloße Anwesenheit könnte die Fledermäuse vergrämen. Dies erklärt allerdings nicht den Rückgang in den Vorjahren.

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Mausohr-Wochenstube (Foto: NABU/Karl-Heinz Bickmeier)

Wie immer im Naturschutz ist die Ursachensuche komplex, wobei eine Kumulation der potenziellen Ursachen nicht unwahrscheinlich ist. Fakt ist, nur der Marder hat 2019 sofort Konsequenzen ziehen müssen. Den haben die Mitarbeiter des Arbeitskreises mit Hilfe von NABU-Geldern aus dem Dach vergrämt. Alle anderen möglichen Verursacher haben auf Anfrage jede Schuld von sich gewiesen, Westnetz/DSB (Lichtlieferant bzw. Auftraggeber der Lichtumstellung), RWE (Flächenverbraucher des Nahrungshabitats) und die Politik (Gesetzgeber für Klimaschutz und Ökologie unter Einhaltung eigener Zielvorgaben), Konsequenzen Fehlanzeige.

 

Auch viele andere Fledermausarten, wie die Zwerg- und Wasserfledermäuse und die Abendseglerarten hören und sehen wir zunehmend seltener. Eine Quantifizierung ist bei Beobachtungen noch nicht möglich. Letztlich kann sich, wie die Ergebnisse der Insektenkundler zeigen, der Natur- und Artenschutz aber nicht aus gesellschaftlichen Entwicklungen heraushalten, denn wir erforschen die Tiere nicht aus Selbstzweck, sondern um ihnen und uns eine lebenswerte Umwelt zu schaffen.


Die Webseite des Arbeitskreises Fledermausschutz finden sie hier