Fledermäuse in Not

Was können wir in Haus und Garten tun?

von Dr. Henrike und Holger Körber


Wochenstube des Großen Mausohrs (Foto: Dr. Henrike und Holger Körber)
Wochenstube des Großen Mausohrs (Foto: Dr. Henrike und Holger Körber)

Die Umwandlung eines Gartens in eine Wohlfühloase für die nachtaktiven Fledermäuse ist nicht schwierig. Man braucht Insektenmagnete. Das sind naturnahe Wiesen, Altgrasstreifen, vielfältige Staudenbeete und als besondere Attraktivität für nachtaktive Insekten nachts blühende Pflanzen. Die Nachtblumen ziehen mit einem für uns unsichtbarem Ultraviolett und mit verführerischen Düften Insekten an. Wo Insekten sind, sind Fledermäuse nicht weit. Das nächtliche Nahrungsnetz entfaltet unbemerkt seine ganze Vielfalt und Komplexität. Fressen und gefressen werden, so hält sich die Natur im Gleichgewicht.

Bechsteinfledermaus mit Falter (Foto: NABU/Dietmar Nill)
Bechsteinfledermaus mit Falter (Foto: NABU/Dietmar Nill)

Sommerliche Fledermausaktivität

Mit einer Fressration von 1000 - 4000 Kleininsekten pro Nacht ist jede Fledermaus ein großartiger, unbezahlter Schädlingsbekämpfer, was Forst- und Landwirte schon lange wissen. Ab März treffen die fleißigen Insektenfresser zur Sommersaison in den hiesigen Sommerquartieren ein. Fledermausmütter versammeln sich in ihren Wochenstuben, wo sie gemeinsam den Nachwuchs großziehen. Nach der Geburt kehren sie etwa sechs Wochen lang jeden Morgen mit hoffentlich gut gefülltem Bauch zum hungrigen Nachwuchs zurück, um diesen zu säugen. Irgendwann zwischen Juli und August werden die Halbstarken unabhängig und gehen selbst jagen. In der Vollblüte der heimischen Pflanzenwelt herrscht dann Hochbetrieb beim Insektenfang.

 

Pflanzen für einen fledermausfreundlichen Garten

Zahlreiche fledermausfreundliche Duftpflanzen verwenden wir als Bereicherung in der Küche und in unserer Hausapotheke. Die Bandbreite an Überlegungen zur Bepflanzung ist groß. Denken Sie daran, dass viele Nachtfalter im Raupenstadium bestimmte Futterpflanzen brauchen. Die Raupen sind häufig tagsüber unterwegs. Natürlich kann man auch tagsüber blühende Pflanzen fördern, die nachts gerne als Insektenschlafplatz genutzt werden. Ebenso sind es nicht nur die Blüten, die Insekten anlocken. Beim Wilden Wein sind es die Früchte, die nachtaktive Insekten anziehen. Pflanzvorschläge für mit nachtblühenden Pflanzen finden Sie hier. Wir empfehlen im Garten auf Chemie und Pestizide zu verzichten. Pestizide töten Fledermäuse. Besonders gefährdet sind die Jungtiere, die die Giftstoffe über die Muttermilch anreichern.

Foto: NABU/Christine Kuchem
Foto: NABU/Christine Kuchem

Fledermausvielfalt durch vielfältige Strukturen

Ein Teich bereichert einen Garten, nicht nur weil weitere Nahrungsinsekten angelockt werden, sondern auch ein Trinkplatz angeboten wird. Die Beobachtung der geschickten Flieger beim Aufnehmen von Wasser belohnt nachhaltig für die Anstrengung, ihn anzulegen. Ergänzen Sie ihren Garten um Hecken. Am besten ist die Verwendung einheimischer Pflanzen, weil diese auf die Insekten abgestimmt sind und beide Partner seit Jahrhunderten erfolgreich Bündnisse miteinander eingegangen sind. Hecken sind auch Leitlinien für die Fledermäuse. Wenn sie sehr kompakt gestellt werden, können sie zu Hindernissen werden. Für eine gute Befliegung brauchen Fledermäuse eine stark aufgelockerte Bepflanzung. Totholzstapel, Steinhaufen und Sandbeete sind von Insekten gern gesehene Wohnstätten. Mit den Faltern und Käfern, die Sie anlocken, können auch Langohren, Große Mausohren oder Breitflügelfledermäuse in den Garten kommen. Das Prinzip „Strukturvielfalt erzeugt Artenvielfalt“ wird im eigenen Garten erlebbar und das nicht nur bei den Fledermausarten.

Todesfallen für Fledermäuse

Offene Gefäße mit glatten Innenflächen wie Regentonnen und Schwimmbecken, aber auch Glasschüsseln und Blumentöpfe etc. sind Todesfallen für Fledermäuse. Fledermäuse können die Gefäße wegen der glatten Wände am Rand nicht verlassen. Sie sterben vor Erschöpfung, weil ihre Krallen keinen Haltepunkt finden, um hochzuklettern und durchzustarten. Eine einfache Lösung ist ein schwimmendes, raues Holzstück im Gefäß oder ein rauer Holzstab, der aus dem Gefäß führt. Ansonsten sollte eine Abdeckung Tiere vor dem Hineinfallen schützen.

Fledermauskasten (Foto: NABU/Belinda Bindig)
Fledermauskasten (Foto: NABU/Belinda Bindig)

Wohnraum für Fledermäuse

Fledermäuse leiden zunehmend unter Wohnungsnot. Dachböden werden ausgebaut und bei der energetischen Sanierung oft bis zur letzten Ritze verschlossen. Dabei könnte Quartierhilfe für Fledermäuse einfach und effektiv sein. Prüfen Sie, wo Sie ungenutzte Ecken am Haus oder an Nebengebäuden haben. Der Fledermausunterschlupf hat kaum Ansprüche. Er muss selten größer als ein sehr flacher Schuhkarton sein. Der Zugang erfolgt über einen vor Licht geschützten fingerdicken, länglichen Spalt und endet in einem dunklen Innenraum. Fledermäuse tragen nichts in ihr Quartier ein und sind mit rauen Holzwänden, an denen sie gut klettern können, sehr zufrieden. Eine Bauanleitung zum Bau eines Fledermauskasten finden Sie hier.

 

Bitte beachten Sie, dass Fledermäuse am Einflug und im Quartier kein Licht mögen. Nur sehr wendige und schnell fliegende Arten tolerieren Licht im Jagdlebensraum. Wer genau beobachtet, merkt, dass an Lichtquellen die lichttoleranten Arten bevorzugt in den dunklen Bereichen fliegen. Je dunkler Sie ihren Garten halten, umso eher können Sie mit Fledermäusen rechnen. Verzichten Sie auf jede Beleuchtung, die sie nicht wirklich benötigen.

Baumquartiere

Alte Bäume bieten Fledermäusen vielfältige Verstecke in Ritzen, Spalten und Hohlräumen. Diese Quartiere sind die ursprünglichen Lebensräume von Fledermäusen.  Leider sind sie durch Rodungen umfangreich verloren gegangen. Es ist unsere Verantwortung, verbleibende alte Bäume für Fledermäuse zu erhalten, in denen sie tagsüber schlafen und ihren Nachwuchs aufziehen. 

Wer das mangelhafte Quartierangebot im Garten erhöhen will, hängt zusätzlich Kästen an Bäumen oder Mauern auf. Wir beraten Sie dazu gerne. Unsere Kontaktdaten finden Sie unter www.ak-fledermausschutz.de.

Die Mitglieder des Arbeitskreises Fledermausschutz